Im Fokus– Alexander Steiner
Alexander Steiner ist Generaldirektor der Südtiroler Landesverwaltung
Was bedeutet für Sie Verlässlichkeit?
Für mich steht das Thema der Verlässlichkeit in einem unmittelbaren und direkten Zusammenhang mit einem, mir sehr wichtigen Wert, nämlich dem Vertrauen. Das Vertrauen ist für mich vergleichbar mit einem Scheinwerfer oder aber einem Leuchtturm, welcher einem die Richtung anzeigt. Das Vertrauen stellt für mich auch die Basis für sehr Vieles dar - sowohl im privaten Umfeld, als auch im Arbeitsleben. Daraus ableitend ist Verlässlichkeit eine der möglichen konkreten Ausdrucksformen davon. Denn wenn dieses Grundvertrauen vorliegt, dann kann man sich auch auf jemanden verlassen.
Können Sie ein Beispiel aus Ihrem Privatleben oder Beruf nennen, bei dem die Verlässlichkeit eine entscheidende Rolle gespielt hat?
Ich versuche die Verlässlichkeit täglich zu leben – wie gesagt ich versuche es und meist gelingt es mir auch. Die Verlässlichkeit steht für mich vor allem aber auch für Professionalität und Leadership. Ich bin der festen Überzeugung, dass man diesen Wert vorleben kann, vorleben soll und vorleben muss.
Mit welcher Eigenschaft assoziieren Sie am ehesten die Verlässlichkeit?
Die Eigenschaft, die ich am ehesten mit dem Wert der Verlässlichkeit assoziiere, ist mit Sicherheit die Ehrlichkeit und Loyalität. Eine loyale und ehrliche Person zeigt Beständigkeit, Vertrauenswürdigkeit und die Fähigkeit, Versprechen und Verpflichtungen einzuhalten – ist zugleich aber auch durchaus kritisch und konstruktiv. Alles Eigenschaften, die wiederum das Vertrauen stärken und zugleich Sicherheit in zwischenmenschlichen Beziehungen und beruflichen Kontexten schafft und die diesen Beziehungen eine echte Qualität verleiht.
Welche Berufsgruppe assoziieren Sie mit Verlässlichkeit? Warum?
Aus meiner Sicht steht gerade die Berufsgruppe der Bediensteten oder Bediensteten der öffentlichen Verwaltungen für den Wert der Verlässlichkeit: Öffentliche Verwaltungen zeichnen sich durch langfristige Ziele und eine inzwischen immer selten werdende Stabilität aus, was zweifelsohne Verlässlichkeit fördert. Die Einhaltung von Gesetzen und Regeln ist für öffentlich Bedienstete von großer Bedeutung, was sie wiederum für alle Bürgerinnen und Bürger verlässlich und vertrauenswürdig macht. Öffentliche Bedienstete sind darauf ausgerichtet, ihre Dienstleistungen kontinuierlich und zuverlässig der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Der Fokus auf das Gemeinwohl erfordert Verlässlichkeit, um die öffentlichen Ressourcen effizient und gerecht zu nutzen. Öffentliche Bedienstete sind dazu verpflichtet, ihre Entscheidungen transparent darzulegen und nachvollziehbare Gründe für ihre Handlungen zu liefern. Sehr oft wird aber genau dies leider als Bürokratie interpretiert – hier geht es aber um Transparenz, Unabhängigkeit und Gerechtigkeit im Umgang mit öffentlichen Geldern, wie beispielsweise Beiträgen und Unterstützungsmaßnahmen. Diese Ausrichtung für eine „gute Verwaltung der res publica“ erfordert überdies auch eine Grundeinstellung der Verlässlichkeit und Integrität. Öffentliche Verwaltungen sind darauf ausgelegt, langfristige Ziele zu verfolgen und nachhaltige Lösungen zu suchen, was wiederum Verlässlichkeit betont.
Auf wen können Sie sich verlassen?
Auf all jene, denen ich mein Vertrauen geschenkt habe. Im Gegensatz zum generellen Spruch, dass man sich Vertrauen erst „verdienen muss“, bin ich der festen Überzeugung, dass man jemanden zunächst das Vertrauen schenken soll- man muss sich auf sein Gegenüber, die Mitarbeiter, den Partner, eine Gemeinschaft einlassen – und meist kommt sehr viel mehr zurück, als man investiert hat. Man schafft mit so einer Einstellung eine gemeinsame Basis des gegenseitigen Respekts und der Wertschätzung. Genau das ist dann auch der Grundstein, auf die das Vertrauen und eben auch die Verlässlichkeit beruht.