Im Fokus– Gerd Pircher

Gerd Pircher ist CEO von HSBC in Italien

 

Was bedeutet für Sie Verlässlichkeit?

Ich führe ein Kreditinstitut. Da ist es offensichtlich, daß ich an das Fundament unserer Industrie denke. Das Wort Kredit leitet sich vom lateinischen “credere” ab, d.h. dem Glauben bzw. dem Vertrauen darauf, daß das verliehene Eigentum auch zurückbezahlt wird. Das ist für mich die treffenste und konkreteste Ausdrucksform von Verlässlichkeit.

Können Sie ein Beispiel aus Ihrem Privatleben oder Beruf nennen, bei dem die Verlässlichkeit eine entscheidende Rolle gespielt hat?

Ich bleibe immer in meinem Berufsumfeld. Vor wenigen Jahren habe ich einem bekannten italienischen Großunternehmen nicht nur die Verlängerung eines Kredites verweigert, sondern die Kundenbeziehung beendet, weil mich der Vorstandsvorsitzende in einem wichtigen Treffen belogen hatte. In finanziellen Schwierigkeiten zu sein ist weder eine Schuld noch eine Straftat. Aber darüber vorsätzlich zu lügen nimmt jeder weiteren Geschäfts- oder persönlichen Beziehung die Basis. Dasselbe trifft schliesslich auch auf das Privatleben zu: Probleme gehören angesprochen und ausdiskutiert, nicht schöngeredet oder ignoriert. Das ist Verlässlichkeit.

Mit welcher Eigenschaft assoziieren Sie am ehesten die Verlässlichkeit?

Ich erlaube mir zwei Antworten: mit Ehrlichkeit und mit proaktivem Handaufhalten.

Welche Berufsgruppe assoziieren Sie mit Verlässlichkeit? Warum?

In jeder Berufsgruppe gibt es verlässliche und unverlässliche Mitglieder. Ein Beruf macht niemanden verlässlich. Entweder man ist es, oder man ist es nicht.

Auf wen können Sie sich verlassen?

Ich verlasse mich grundsätzlich auf Menschen, die sich durch konkrete Taten mein Vertrauen erworben haben. Dann verlasse ich mich eigentlich blind.

Foto: © Matteo Barro

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